Die sechs Strategien, der Midlife-Crisis ein Schnippchen zu schlagen
1. Optimismus
Als Optimismus bezeichnen wir landläufig die Zuversicht auf bessere Zeiten, selbst wenn es gerade schwierig ist. Optimismus heißt nicht, vor Kraft zu strotzen oder dauernd auf der Überholspur unterwegs zu sein in der Hoffnung, es wird schon gutgehen. Aber ohne eine gewisse Portion Optimismus würden wir wahrscheinlich die Kraft nicht aufbringen, unser Problem tatsächlich zu lösen. Jeder lässt sich mal hängen oder es drücken ihn diverse Sorgen. Davon kann man sich einlullen lassen oder aber auch nicht. Den notwendigen Optimismus schöpfen wir beispielsweise aus unserem Selbstwertgefühl. Wenn du weißt, wozu du fähig bist, weißt du auch, dass nach dem Regen wieder die Sonne scheint. Das hilft dir dabei, Berge zu versetzen.
2. Selbstakzeptanz
Wer sich selbst akzeptiert, steht mit Haut und Haar zu sich selbst. Er erkennt seine Schwächen und akzeptiert einen Misserfolg als eine von vielen Erfahrungen. Nur so kann er Misserfolge später in seinem Erfahrungsbuch alphabetisch ablegen. Statt sie auszumerzen oder zu überspielen, integriert er ebenso Negatives in seine Persönlichkeit.
Akzeptanz entsteht jedoch erst beim Loslassen. Das Augenmerk liegt hierbei auf dem, was vermieden werden kann. Das vermittelt die notwendige Gelassenheit, nicht immer etwas tun zu müssen. Da die allgemeine Parole "Durchhalten!" heißt, ist es nicht so einfach, loszulassen im Sinne von gelassener zu werden. Das musst du tatsächlich üben, damit es dir in Fleisch und Blut übergeht. Versuche es für den Anfang mal hier und da mit einem deutlichen "Nein" und spüre nach, wie sehr es dich befreit.
3. Orientiere dich nicht an deinem Problem, sondern an seiner Lösung
Die meisten Menschen, insbesondere Frauen, haben an sich selbst den Anspruch, bereits die Lösung auszusprechen, bevor das Problem definiert ist. Wir sind es gewohnt zu kämpfen, selbst gegen Windmühlen. Wer sich dabei überschätzt, verliert leicht den Blick für Dinge, die man nicht ändern kann, Dinge, die wir geduldig und mit Zuversicht durchleben müssen. Lass dich, wie du bist, und die anderen, wie sie eben sind. Das bedeutet nicht, dass du aufgeben sollst, sondern du sollst lediglich deinen Blick für die Realität schärfen. Dann hast du die Wahl, deine Kräfte entweder gegen Unvermeidliches zu verschwenden oder sie stattdessen zu nutzen, um Dinge, die du ändern kannst, positiv zu beeinflussen. Was bringt dir wohl mehr?
Was bei mir gut geholfen hat, ist, sich mit Menschen zu umgeben, die man mag und die einem Kraft spenden, die positiv sind und nicht immer jammern. Ich meide inzwischen den Kontakt zu Energievampiren kategorisch.
4. Du bist kein Opfer
Du trägst nur die Verantwortung für dein Handeln, nicht für das der anderen. Häufig reicht unser Verantwortungsgefühl so weit, dass wir uns selbst vergessen und uns für andere aufopfern. Bevor die anderen eine Aufgabe erledigen, von denen wir annehmen, dass sie es vielleicht nicht so gut können, machen wir es lieber selbst. Das nennen wir Selbstaufopferung. Durch Selbstaufopferung entfernen wir uns immer weiter von uns selbst, indem wir ständig das Wohl der anderen im Fokus haben. Unsere eigenen Befindlichkeiten bleiben dabei auf der Strecke. Das heißt natürlich nicht, dass du dich nicht um andere kümmern sollst, nur musst du hierfür zuerst auf dein eigenes Wohl achten. Ein gutes Beispiel ist die Sicherheitsunterweisung, bevor ein Flugzeug startet. Hast du zugehört und verinnerlicht, dass du bei einem Druckabfall in der Kabine zuerst selbst die Sauerstoffmaske anlegst, bevor du anderen Personen hilfst?
Frauen in der Lebensmitte sind es in der Regel gewohnt, sich um andere zu kümmern. Ehemann oder Partner, die Kinder, sie gehen hinaus in die Welt und du räumst hinter ihnen her, versetzt Berge, um Schwierigkeiten von ihnen fernzuhalten und hältst ihre Welt im Gleichgewicht, so gut du kannst. Dass dein eigenes Gleichgewicht dabei aus den Fugen gerät, merkst du, wenn überhaupt, erst sehr spät. Dann steckst du aber bereits mitten in der Midlife-Crisis. Lass dir nichts einreden: Es ist nicht egoistisch, sich zuerst um sich selbst zu kümmern, du bist keine Rabenmutter, wenn du deine Kinder angemessen im Haushalt helfen lässt und du bist des Weiteren keine schlechte Ehefrau, wenn dein Mann einmal das Essen selbst kochen muss.
5. Bleibe im Gleichgewicht
Wer sagt eigentlich, dass du immer und überall perfekt sein musst? Das Bild der perfekten Ehefrau und Mutter, im Job erfolgreich, immer gut gelaunt und perfekt geschminkt, sportlich, schlank und mit unzähligen Freunden gesegnet. Diese Frau gibt es nur in amerikanischen Kitschfilmen. In der Realität hat der Tag gar nicht genug Stunden, um diese Anforderungen zu erfüllen. Kennst du den Gedanken, dass 24 Stunden nicht ausreichen für das, was du zu tun hast? Dann steckst du bereits in der Falle. Junge Frauen kümmert es meist nicht, wenn sie nicht perfekt sind, sie gehen mit einem bezaubernden Lächeln darüber hinweg. Werden wir älter, haben wir häufig den Drang, die vermeintlich schwindende Attraktivität mit steigendem Aktionismus zu kompensieren. Ein fataler Trugschluss, allein unser Selbstbild gaukelt uns da etwas vor. Es ist von entscheidender Bedeutung, wie gut wir uns im Gleichgewicht halten können, um die Veränderungen, die unzweifelhaft mit dem Älterwerden einhergehen, unbeschadet zu überstehen und eben nicht in einer Krise zu landen. Die Balance zwischen Selbstdisziplin und Entspannung ist unerlässlich, um die Ziele, die deinem Wesen entsprechen, langfristig zu erreichen. Auch dann, wenn deine Stimmung oder Motivation zwischendurch sinkt. Es geht auf Dauer nicht gut, wenn du dich immer mehr anstrengst, um ans Ziel zu kommen. Setze deine Energie stattdessen effizient ein und gönne dir die nötigen Ruhepausen, um deine Akkus wieder aufzuladen, bevor du aus Überforderung gar nicht mehr in der Lage bist, diese Ruhephasen tatsächlich zu genießen. Du kannst das mit einem Lied vergleichen. Es folgt einem bestimmten Rhythmus. Auch dein Leben funktioniert so. Wenn du den Rhythmus aus Anspannung und Entspannung permanent unterbrichst oder nicht beachtest, läufst du eher Gefahr, in einer Krise zu landen, weil auch deine Abwehrkräfte dadurch aus dem Gleichgewicht geraten.
6. Lebe in der Gegenwart
Was war, ist Vergangenheit. Es ist abgeschlossen und du kannst kein einziges Wort zurücknehmen, keine Handlung revidieren. Es nützt dir also nicht viel, ständig in deiner Vergangenheit herumzuwühlen, um nach verpassten Chancen zu suchen. Eine Band in meiner Heimatstadt hat einen Refrain geschrieben, der dieses Phänomen gut beschreibt.
"Alles das war gestern und ist heut vorbei. Hältst du dich nicht zu fest dran, bist du morgen frei... Ich kann es nicht verstehen und ich will es nicht einsehen. Doch das war gestern und gestern ist vorbei."
Es geht nämlich nicht darum, sich nicht zu erinnern oder nicht an die Vergangenheit zu denken. Es geht darum, sich nicht an vergangenen Zeiten festzuklammern, als hätte man die Chance, sie dadurch zu ändern. Diese Chance haben wir nicht. Wir können sehr wohl unsere Zukunft gestalten, aber damit müssen wir bereits heute anfangen. Wir leben weder im Gestern noch im Morgen, sondern im Heute. Eine essenzielle Übung dazu ist das Achtsamkeitstraining. Achtsamkeit bedeutet, die Aufmerksamkeit auf den Moment zu richten, in dem man sich gerade befindet, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Der Leitsatz dazu lautet: "Nirgendwo ist es für mich wichtiger zu sein als hier und jetzt." Probiere es einmal aus. Konzentriere dich allein auf das, was du jetzt gerade tust, zum Beispiel auf die Tatsache, dass du gerade atmest. Beobachte nur und verändere nichts. Nur atmen. Mit etwas Übung wirst du in einigen Tagen in der Lage sein, morgens die Zähne zu putzen, ohne darüber nachzudenken, wann dein Bus fährt oder was du zum Mittagessen kochst. Achtsamkeit im Alltag bringt dich genau dorthin, wohin du gehörst, zu dir selbst. Dabei hilft natürlich ebenfalls die vorher beschriebene Atemübung.