Burnout oder Depression?

21.05.2021

Zunächst einmal in aller Deutlichkeit: Burnout ist eigentlich nur ein anderes Wort für Depression. Es klingt nur schicker, weniger nach Krankheit und eher nach viel Arbeit.

Ein Burnout beziehungsweise eine Depression ist eine verzwickte Angelegenheit, ein schleichender Prozess, dessen Beginn wahrscheinlich gar nicht richtig auszumachen ist. Wer über eine längere Zeit einer fortdauernden Überlastungssituation ausgesetzt ist, landet früher oder später genau in dieser Falle. Je nachdem, wie groß die individuelle Widerstandskraft ist. Burnout bedeutet wörtlich übersetzt, ausgebrannt zu sein. Du kannst aber nur ausgebrannt sein, wenn du vorher für etwas gebrannt hast. Da steckt der Teufel leider im Detail und es erwischt in der Regel tatsächlich diejenigen, die an ihrer Tätigkeit grundsätzlich viel Spaß haben und sich entsprechend engagieren. Durch den Spaßfaktor wird die Grenze zur Überforderung verwischt und du überschreitest sie, ohne es wirklich zu bemerken. Ja, du bist abends müde, wenn du nach Hause kommst, und ja, du hast keine Lust mehr, dich mit deinem Partner auseinanderzusetzen. Du brauchst jetzt deine Ruhe, um morgen ausgeruht dort weiterzumachen, wo du heute aufgehört hast. Du lässt Dinge schleifen und es entsteht ein sogenannter Tunnelblick, da du dich nur noch auf die eine Sache konzentrierst: Du willst es schaffen. Alles andere ist nebensächlich. Fast unmerklich verkümmern deine sozialen Kontakte, du hast sowieso keine Lust, dich abends oder am Wochenende mit Freunden zu treffen. So geht die Spirale immer weiter nach unten und du merkst es nicht einmal. Deine Gedanken kreisen um deine Arbeit und wie du wann welche Aufgabe erledigen kannst. Wann hast du zum letzten Mal herzlich gelacht, wann ein unbeschwertes Wochenende verbracht? Wann war dein letzter Urlaub, kannst du dich erinnern?

Das Tückische am Burnout ist die Tatsache, dass die meisten Betroffenen die ersten Anzeichen überhaupt nicht wahrnehmen. Die anderen, die es bemerken, gehen darüber hinweg nach dem Motto: "Augen zu und durch, das wird schon." Aber es wird nicht... Wenn wir nicht beizeiten auf unsere Psyche hören, wird sie sich massiv wehren und sich bemerkbar machen, und zwar meist in Form körperlicher Schmerzen, unerklärlicher Fieberschübe oder ähnlichem. Unsere Psyche ist da sehr kreativ und wird sich eine Stelle aussuchen, die schon angeschlagen ist. Der Schmerz wird so platziert, dass wir einen Arzt einschalten müssen.

Deine Psyche ist clever. Wenn du deine Probleme ignorierst, wird eben der Körper in Mitleidenschaft und du aus dem Verkehr gezogen.

Jetzt kommt es natürlich sehr stark auf den Arzt an. Ein guter Mediziner wird erkennen, dass die körperlichen Schmerzen nur dein zweitrangiges Problem sind und dich auf eine Behandlung beim Psychologen hinweisen. Und damit bist du gut beraten, denn je länger sich ein Burnout in deiner Seele manifestiert, desto länger wird es brauchen, bis du wieder vollständig gesund bist.

Gerade Menschen in der Lebensmitte, und hier speziell Frauen, sind extrem gefährdet, ein Burnout zu entwickeln. Die Kinder sind zwar oft aus dem Haus, aber die Doppelbelastung durch Job und Haushalt reicht eigentlich schon aus, eine Überforderungssituation auszulösen. Kommt dann noch ein unerwartetes Problem oder gar ein Schicksalsschlag hinzu, ist das Maß voll und die Psyche mag nicht mehr mitspielen. Solche Auslöser können Krankheit oder sogar der Tod von nahen Angehörigen sein oder aber die Trennung vom Partner oder der Partnerin. Der Anlass ist relativ egal, die Folgen sind aber in der Regel sehr ähnlich: Die Betroffene fällt in ein großes schwarzes Loch, aus dem sie aus eigener Kraft kaum herauszukommen vermag.

Meine Freundin Claudia hat das so beschrieben. In ihren schlimmsten Zeiten hatte sie immer das Gefühl, auf einer Kante zu balancieren und sie hatte nur die Möglichkeit, entweder in den Abgrund zu rutschen oder sich an den eigenen Haaren wieder auf sicheren Boden zu ziehen. Anfangs traten diese Gefühle vielleicht einmal im Jahr auf, zum Schluss einmal im Monat. Das war der allerletzte Moment, sofort, aber wirklich sofort die Reißleine zu ziehen. Nach einer fünfwöchigen Reha mit anschließender Psychotherapie befindet sie sich auf einem guten Weg. Claudia hat ihre individuellen Symptome einer beginnenden Überforderung kennengelernt und erkennt sie heute bereits im Ansatz. Sie hat viele Ausgleichsmöglichkeiten ausprobiert, angefangen von Spazierengehen über Sport bis hin zu Yoga und Entspannung. Und sie hat ihre ganz eigene Methode gefunden, auf sich zu hören. Seit langer Zeit meditiert sie mindestens einmal am Tag für mindestens zwanzig Minuten. Diese Zeit nimmt sie sich nur für sich, komme, was da wolle, und es geht ihr gut damit.

Ich weiß, dass Meditation nicht jedermanns Sache ist, aber sie ist es wert, ausprobiert zu werden. Im Zweifel gibt es noch andere Entspannungsmethoden, wie beispielsweise Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Traumreisen. In jeder Volkshochschule werden entsprechende Kurse angeboten.

Übung:

Eine schöne Übung fürs Atmen als Vorstufe zur Meditation. Du kannst es immer und überall anwenden. Im Auto, auf der Toilette, in einer Warteschlage, im größten Trubel, um kurz zu dir selbst zu finden - eigentlich immer. Deine Aufgabe ist es, im 5-5-5-5-System zu atmen. Zähle bis fünf beim Einatmen, halte die Luft an und zähle bis fünf. Dann, beim Ausatmen, wieder bis fünf zählen und, bevor das nächste Einatmen kommt, zähle erneut bis fünf. Die Übung wird auch 4-Square genannt. Wenn das sehr gegen deinen Atemrhythmus geht, gibt es diese Übung ebenso in der 4-4-8-Reihenfolge. Da kannst du ausprobieren, was dir eher liegt. Bis vier zählen beim Einatmen, bis vier Atem halten und dann bis acht zählen beim Ausatmen. Ich persönlich liebe diese Übung und mache sie bei jeder passenden Gelegenheit, bevorzugt in Warteschlagen und im Stau.
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